Weingut Beurer - Württemberg
Stetten im Remstal gilt als Riesling-Dorado. Kein Wunder, dass Jochen Beurer auf die wertvollste unter den Weißweinsorten setzt und 60 Prozent seiner zehn Hektar Rebflächen mit ihr bepflanzt sind. In dem etwas kühleren Seitental rings um die Y-Burg steht der Sandstein in verschiedener Formation an und sorgt für ausdrucksstarke, oft etwas salzig-mineralische Rieslinge. Die extremsten davon kommen eigentlich immer aus dem Keller von Jochen Beurer. Der Weinbautechniker, Jahrgang 1973, gründete als „Garagenwinzer“ 1997 gemeinsam mit Vater Siegfried und Ehefrau Marion sein eigenes Weingut. Inzwischen hat er sich voll und ganz der Biodynamie verschrieben, arbeitet mit Hornmist-Präparaten, schneidet seine Reben nur bei abnehmendem Mond, arbeitet im Keller komplett ohne Zuchthefen – und ist vollkommen überzeugt, dass dies seinen Weinen gut tut: „Sie stecken voller Leben. Schließlich machen wir ja keine Cola.“
Beurers Rieslinge sind keine Sprinter – eher Langstreckenläufer. Manch genormter Gaumen mag sich mit ihnen und ihrer mitunter ungebärdigen Art etwas schwer tun. Dafür findet man sie in den Top-Restaurants quer durch die Republik. Die Gäste dort schätzen den sehr eigenständige Charakter dieser Rieslinge, die ihren ganzen Aromenreichtum erst nach einigen Jahren zeigen. Gipskeuper, Schilf-, Kiesel- oder Stubensandstein – der Boden teilt sich mit im Wein. Jeder schmeckt anders. Der eine etwas mehr, der andere etwas weniger kantig in der Jugend. Aber niemals austauschbar.
Am Steilhang unterhalb der Y-Burg hat Beurer, als junger Mann übrigens einmal Europameister im BMX-Radfahren und als Downhill-Crack mit dem Mountainbike im Weltcup unterwegs, vor ein paar Jahren, deutlich „entschleunigt“, einen Museumsweinberg mit uralten Sorten wie Heunisch, Putzschere, Kleinweiss, Honigler und Gelber Orléans angelegt. Samt Vogelhäusle, Wildgras und Insektenhotel. Dort zeigt er seinen Kindern Adrian, Nicolay und Smilla, wie Weinbau früher einmal war. Eines ist geblieben. Qualität, sagt er, kommt stets aus dem Weinberg. Mag die Natur vielleicht etwas wild wuchern, dafür summt und brummt es allenthalben. Im Keller hat Jochen Beurer sowieso seine ganz eigene Devise: „Kontrolliertes Nichtstun – den Dingen ihren Lauf lassen.“ Das macht er sehr erfolgreich.
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